Der Parasympathikus besteht aus verschiedenen Teilbereichen. Ein Teil der Ursprungszellen befindet sich im Gehirn, also cranial und der andere Teil befindet sich im Rückenmark des Kreuzbeins (sacrum). Der craniale Anteil wird durch einige der sog. Hirnnerven abgebildet. Diejenigen Anteile, die zu parasympathischen Anteil gehören, sind der dritte, der fünfte, der neunte und vor allem der zehnte, der Nervus Vagus. 

Der dritte Hirnnerv (N.III) verursacht eine Verengung der Pupillen und moduliert auch die Brechkraft der Linse. Der fünfte (N. V), der hier in der Abbildung fälschlicherweise als VII bezeichnet wurde, innerviert als Trigeminus große Teile der Gesichtsmuskulatur, reguliert das Hörvermögen und überträgt Informationen über Aromen aus dem Mund. 

Der neunte Hirnnerv (N.IX) ist für den Zungen-Rachen-Raum zuständig. Er ergänzt den N.V. und gibt Informationen über die chemischen Verhältnisse der Halsschlagader weiter (CO2/O2-Verhältnis). Und als letztes der zehnte Hirnnerv, der Nervus Vagus (N. X, vagabundierend, umherstreunend). Er ist der größte Nerv des parasympathischen Anteils, wobei 80% afferente Fasern sind. Er hat seine Äste in vielen Arealen.

  • Motorische Steuerung des Kehlkopfes (Stimmbänder),
  • Rachen und obere Speiseröhre,
  • Geschmack, Berührung aus Zunge-, Rachen- und Kehlkopfbereich und dem äußeren Gehörgang,
  • Herz,
  • Bronchien,
  • nahezu alle inneren Organe,
  • Gallenblase und
  • Bauchspeicheldrüse.

Im unteren sacralen Anteil des Parasymphatikus führen seine Fasern zum Dickdarm, zur Harnblase und den Genitalien.

Die Trainierbarkeit des parasympathischen Systems steht seit einiger Zeit im Mittelpunkt populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen (Habib, 2019; Rosenberg, 2018). Es werden hier die wichtigsten bewussten Interventionsmöglichkeiten genannt, die zu einer Verbesserung der parasympathischen Aktivität führen.

An erster Stelle stehen selbstverständlich alle Atemübungen. Mit einem festen Rhythmus, der Herzschlagsynchron durchgeführt wird, nehmen wir direkt Einfluss auf die parasympathische Aktivität. Eine weitere Atemtechnik, die im Nachgang zu einer parasympathischen Reaktion führt, ist ein sogenanntes Breath Workout. Dabei wird eine Atmung durchgeführt, die durchaus anstrengend ist, und im Idealfall zu einer vollständigen Sauerstoffsättigung in den Bronchien führt. Dann wird die Luft angehalten. Dieses Intervall wird mehrmals wiederholt. Führt man danach eine Meditation durch, zeigen sich in der Regel starke parasympathische Phänomene in der „fire-of-life“ Darstellung der HRV-Messung (siehe Verweis auf die Homepage). Eine der bekanntesten Techniken ist die sog. Wim-Hoff-Atmung .

Direkt Vagus-orientiert sind Stimulationen dort, wo der Vagus besonders aktiv ist. Produzieren sie tiefe brummende Töne, am Besten in einem kleinen gekachelnden Raum (ähnlich der Dusche im Badezimmer), wo sie eine Resonanzfrequenz erzeugen können. Diese Resonanzfrequenz wirkt doppelt, einmal im Kehlkopf selbst und zum anderen im Gehör. Beide reagieren dann aktiv über die afferenten Fasern des Parasympathikus. Nicht umsonst gibt es das tief und langsam gesungene Amen in der christlichen Religion und das Om in der buddhistischen Lehre. Weitere einfache Möglichkeiten sich zu beruhigen, funktionieren mit dem Schlucken und dem Würgen. Beide funktionieren nur, wenn die Peristaltik der Speiseröhre kurzzeitig außer Kraft gesetzt wird und das geht nur, wenn der Vagus aktiv ist.